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Projektinfos

  • Projektstandort

    Kirchanschöring in Bayern

  • Hintergrund

    Die Gemeinwohlökonomie beschreibt eine sozialere, ökologischere und demokratischere Wirtschaft. Aufbauend auf den Werten Men-schenwürde, Solidarität, ökologische Nachhal-tigkeit, soziale Gerechtigkeit sowie Mitbe-stimmung und Transparenz durchleuchten die Menschen in Gemeinden, ihr Tun und Wirken auf diesen Wertevorstellungen. Die Gemeinde Kirchanschöring teilt diese Wertehaltung und ist eine der ersten Kommunen in Deutschland, die auf Basis der Gemeinwohlmatrix für Ge-meinden ihre Bilanz erstellt hat. Das wirt-schaftliche und gemeinwohlorientierte Han-deln der Gemeinden soll wieder mit Werten und Zielen übereinstimmen, die auch in der Bayerischen Verfassung (Art. 3) bereits veran-kert sind: „Bayern ist ein Rechts-, Kultur- und

    Sozialstaat. Er dient dem Gemeinwohl“.

  • Detaillierte Beschreibung

    Der Gemeinwohlbericht der Gemeinde Kirchanschöring ist gemäß den Werten der Gemeinwohlökonomie ganzheitlich aufgebaut und umfasst folgende Themen:

       

    • Ethisches Beschaffungswesen
    • Ethisches Finanzmanagement
    • Arbeitsplatzqualität und Gleichstellung
    • Gerechte Verteilung der Erwerbsarbeit
    • Ökologisches Verhalten der MitarbeiterInnen, Mandatsträger und koordinierten Ehrenamtlichen
    • Gerechte Einkommensverteilung
    • Innerorganisatorische Demokratie und Transparenz
    • Ethische Beziehungen zu den BürgerInnen, EinwohnerInnen, BewohnerInnen,
    • EigentümerInnen, Firmen etc.
    • Solidarität mit anderen Gemeinden
    • Ökologische Gestaltung der Dienstleistungen
    • Soziale Gestaltung der Dienstleistungen
    • Demokratische, aktive Mitwirkung zur Erhöhung des sozialen und ökologischen Standards
    • Gestaltung von Bedingungen für ein menschenwürdiges Leben jetziger und zukünftiger Generationen
    • Beitrag zum Gemeinwesen
    • Reduktion ökologischer Auswirkungen
    • Gemeinwohlorientierte Haushalts- und Sozialpolitik
    • Gesellschaftliche Transparenz und Mitbestimmung

    Insgesamt erhielt die Gemeinde im Audit der Gemeinwohlbilanzierung 588 Punkte.

    Die Bilanz setzt sich zusammen aus der Begut-achtung in den Themen Menschenwürde, Solida-rität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerech-tigkeit sowie Mitbestimmung und Transparenz in den jeweiligen Berühungspunkten 1) Liefe-rant*innen, 2) Geldgeber*innen, 3) Mitarbei-ter*innen, politische MandatsträgerInnen, von der Gemeinde koordinierte ehrenamtliche Ak-teurIinnen, 4) Bürger-, Einwohner-, BewohnerIn-nen, Hoheitliche Aufgaben, privatwirtschaftliche Produkte/Dienstleistung, andere Gemeinden und Behörden und 5) Gesellschaftl. Umfeld, Gemeinwesen, Lebensraum, Nachbar-, andere Gemeinden, Behörden, Land, Regionen, Natur, künftige Generationen

  • Zeitlicher Rahmen

    Der Gemeinwohl-Bericht wurde von November 2017 bis September 2018 erarbeitet.

  • Akteure & Steuerung

    Die Gemeinde Kirchanschöring wurde von den GWÖ-BeraterInnen Isabella Klien und Kurt Egger beim Prozess zur Erstellung der GWÖ-Bilanz begleitet. Folgende Prozessarchitektur wurde als Steuerung aufgesetzt:

    Den Beginn des Prozesses markierte eine Auf-taktveranstaltung für fast alle MitarbeiterIn-nen der Kirchanschöringer Gemeindeverwal-tung, in der die Hintergründe, Ideen und Ziele der GWÖ sowie der Prozessablauf erläutert wurden. Es wurden Berührungsgruppen (zu denen Beziehungen bestehen) definiert und es folgten zu jeder Berührungsgruppe ein Vorbe-reitungs- und ein Besprechungsworkshop mit einem fest zusammengestellten Kernteam.

    Entsprechend jeder Berührungsgruppe nahmen die MitarbeiterInnen aus den jeweiligen Sach-gebieten an den Workshops teil und bearbeite-ten bestimmte Themen, zu denen sie einen fachlichen Bezug hatten, oder die sie interes-sierten und zu denen sie ihre Kompetenz ein-bringen wollten. So entstand ein Gesamtbild, das von einer Vielzahl der Verwaltungsmitar-beiterInnen mitgestaltet und gezeichnet wurde und folglich zu einer guten Identifizierbarkeit mit dem GWÖ-Prozess führte. In den Bespre-chungsworkshops wurden die gesammelten Ergebnisse und Daten vorgestellt und der Erfül-lungsgrad gemäß Gemeinwohlmatrix disku-tiert.

    Die Ergebnisse wurden verschriftlicht, in eine auditfähige Form gebracht und der Berichts-entwurf erarbeitet. Dieser wurde in zwei wei-teren Workshops mit dem Kernteam und den beteiligten MitarbeiterInnen besprochen und in der Endfassung fertig gestellt. Das Audit in der Gemeinde Kirchanschöring fand am 26.10.2018 statt.

  • Kosten & Unterstützungs­möglichkeiten

    Die Erstellung der Gemeinwohlbilanz ist eine freiwillige Leistung der Gemeinde.

  • Fördermittel & Sponsoring

    Die Bilanzerstellung wurde allein von der Kommune getragen, jedoch wurden im Bereich der in der Bilanz dargestellten und bewerteten Projekte und Maßnahmen vielfältige Förder-möglichkeiten genutzt.

Erfahrungen

  • Was lief gut? Was sind die Erfolgsfaktoren?

    Nachhaltigkeit sollte in das Denken und Handeln der Verwaltung bereits eingezogen sein: Der Gemeinwohlbericht ist in ein vielfältiges konzeptionelles und praxisorientiertes Engagement zur Förderung von Lebensqualität in der Gemeinde eingebettet. In den letzten Jahren wurden wichtige Überlegungen zur Gemeinde- und Regionalentwicklung durchgeführt wie z.B. Lebensqualität durch Nähe, Entwicklung einer sozialen Dorfmitte („Haus der Begegnung“), MORO-Projekt „Zukunftsregion Salzachtal“, Integriertes Klimaschutzkonzept, „Anders Wohnen in Kirchanschöring: räumliche Ideen für ein nachhaltiges Wachsen -alternative Wohnkonzepte“. Die Gemeinde kann auf eine tiefgreifende Erfahrung in der Ortsentwicklung zurückgreifen. Der Gemeinwohlbericht ist eine substanzielle Weiterentwicklung.

    Da die Erstellung eines Gemeinwohlberichts mit einem hohen personellen Aufwand verbunden ist, ist es wichtig, dass die Verwaltung voll und ganz hinter dem Vorhaben steht. Eine koordinierende Funktion nimmt der Bürgermeister ein. Er treibt den Prozess an, hinter diesem steht auch der Gemeinderat.

    Fortbildungen und Klausuren des Gemeinderats zu nachhaltiger Gemeindeentwicklung verankern den Prozess bei den politischen EntscheidungsträgerInnen.

  • Was lief weniger gut? Was sind Hindernisse?

    Zurückhaltung und ggf. Skepsis der Akteure zu Beginn des Prozesses bedarf es zu überwinden.

    Auch wurden in der Gemeinde nicht immer nur positive Erfahrungen in der Erarbeitung eines Leitbilds gemacht.

    Der Prozess der Erarbeitung eines Gemein-wohlberichts ist aufwändig und auch Bedürf-nisse und Sprachgebrauche der freien Wirt-schaft angelehnt. Es bräuchte eine für kommu-nale Bedarfe erarbeitete Einstiegsbilanzierung.

  • Was am Projekt / Vorhaben ist "Next Practice"?

    Der Rundumblick auf das „Unternehmen Ge-meinde“ durch die Gemeinwohlbilanz ermög-licht, dass bereits Praktiziertes strukturiert erfasst und im Gemeinwohlbericht verschrift-licht werden und wichtige Themen, die bis dato nicht im Fokus waren, zur Sprache kom-men und als Ziele für künftiges Handeln formu-liert werden.

    Das wertebasiertes Handeln von Kirchanschö-ring wird vertieft.

  • Übertragbarkeit

    Der Prozess der kommunalen Gemeinwohlberichterstattung ist auf alle Kommunen – unabhängig ihrer Größe – übertragbar. Zertifizierte GemeinwohlberaterInnen sorgen für die qualitätvolle Erarbeitung.

Weiterführende Informationen

  • Die Publikation „Lokale Qualitäten, Kriterien und Erfolgsfaktoren nachhaltiger Entwicklung kleiner Städte – Cittaslow“ soll Aufmerksamkeit für die Stadtpolitik in kleinen und mittleren Städten schaffen, zum Nachdenken anregen und Gestaltungsmöglichkeiten für eine nachhaltige und kooperative Stadtentwicklung aufzeigen.

    www.cittaslow.de
    Das Logo der Cittaslow zeigt eine orangene Schnecke mit einer Stadt-Silhouette auf dem Rücken. Unten steht der Slogan "Internationale Vereinigung der lebenswerten Städte".
  • Die Homepage stellt viele Informationen rund um das Thema Fairtrade-Towns anschaulich dar (u.a. in Form einer Städtekarte). Fairtrade-Towns fördern den fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer erfolgreichen Vernetzung von Akteuren aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich gemeinsam lokal für den fairen Handel stark machen.

    www.fairtrade-towns.de
    Das Logo von Fairtrade Deutschland zeigt einen blau grünen Kreis auf schwarzem Hintergrund mit dem Schriftzug Fairtrade
  • Das Handbuch Lokale Agenda 21 vom Umweltbundesamt (UBA) aus dem Jahr 1998 beinhaltet Wissen und Erfahrungen zum Thema „Lokale Agenda 21“. Durch praxisnahe Erhebungen wird anschaulich vermittelt, was eine Lokale Agenda für eine Kommune bedeutet und welches die anzustrebenden Ziele sind.

    www.umweltbundesamt.de
  • Der Abschlussbericht „Rio+20 vor Ort – Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven lokaler Nachhaltigkeitsprozesse in Deutschland“ wurde im Vorfeld der Rio+20-Konferenz von langjährigen Nachhaltigkeitsakteuren angeregt und bietet wichtige Einblicke, Erfahrungen und Lehren aus den Agendaprozessen.

    www.izt.de
  • Die 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung, die am 25. September 2015 beim UNO Nachhaltigkeitsgipfel der Staats- und Regierungschefs verabschiedet worden ist, stellt mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) einen Meilenstein der internationalen Zusammenarbeit dar.

    sustainabledevelopment.un.org