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Projektinfos

  • Projektstandort

    Giengen in Baden-Württemberg

  • Hintergrund

    Aktuell werden ca. 80 - 100 Personen in sieben Agenda 21-Gruppen und etlichen weiteren, ehrenamtlichen Gruppen betreut. Die Anlaufstelle berät und unterstützt Gruppen und Einzelpersonen, die sich mit der Bewältigung von nicht-Pflichtaufgaben der Kommune beschäftigen bspw. bei der Umsetzung von Projekten oder der Koordination von Arbeitsgruppen.

  • Detaillierte Beschreibung

    Die Anlaufstelle für Bürgerschaftliches Engagement (ursprünglich „Agendabüro“) ist seit 2001 durchgehend mit einer 50‘%-Stelle besetzt. Sie begleitete und förderte den Agendaprozess auf Seiten der Verwaltung. Später wurde der Aufgabenbereich auf das Bürgerschaftliche Engagement (außerhalb von Vereinen) generell ausgedehnt. Anfangs war die Stelle bei der Stabstelle des OB angesiedelt.

    Zielsetzung und Aufgaben sind weitgehend unverändert geblieben.

    Ziele d. Anlaufstelle:

    • Förderung und Unterstützung einer aktiven Bürgerschaft
    • Hilfe bei der Bewältigung von nicht-Pflichtaufgaben der Kommune
    • Stärkung der weichen Standortfaktoren

    Seit Gründung der Lokalen Agenda21 konnte eine Vielzahl von Projekten umgesetzt werden, bspw. ein Kultur-und Naturlehrpfad, der „Dreck-weg-Donnerstag“, der Kinder und Jugend Sozialpreis, ein interkulturelles Forum, der Tag der E-Mobilität, eine Berufsinformationsbörse uvam.

    Die Zusammenarbeit mit anderen Initiativen funktioniert in aller Regel immer dann, wenn man sich persönlich kennt. Viele mögliche Projekte müssen aufgrund fehlender Ressourcen (vor allem personell) aber leider regelmäßig lange auf Eis gelegt, geschoben werden oder kommen gar nicht zur Umsetzung. Andere übergeordnete Maßnahmen, bspw. das Klimaschutzkonzept oder die Fairtrade Stadt, sind weitestgehend unabhängig von der Lokalen Agenda 21 organisiert.

  • Zeitlicher Rahmen

    Der Gemeinderats-Beschluss zur lokalen Agenda 21 fiel in Giengen am 30.9.1999 auf Initiative des ehrenamtlichen Arbeitskreises Stadtmarketing Giengen. Mit dem Workshops „Vom Stadtmarketing zur Agenda 21“ startete daraufhin der Ausbau zu einer Lokalen Agenda 21. Ein ca. zweieinhalbjähriger, theoretischer, fremdmoderierter Agendaprozess schloss sich an. In diesem Rahmen wurde 2001 das Agendabüro eingerichtet, ca. 2006 dann umbenannt in Anlaufstelle BE, da mehr und mehr auch Bürgerschaftliche Gruppen außerhalb der Agenda21 unterstützt werden sollten. Aus einer Projektbörse im Jahr 2002 gingen anschließend die verschiedenen Arbeitsgruppen hervor, von denen einige seither durchgehend bis heute (Stand Dez. 2019) aktiv sind.

  • Akteure & Steuerung
    • Stadtverwaltung Giengen mit den Eigenbetrieben Stadtwerke und Gebäudemanagement; insbesondere die Anlaufstelle BE*
    • Gemeinderat der Stadt Giengen
    • ehrenamtlich tätige Agendagruppen: AG Umwelt & Biotope, AG Energie & Klimaschutz, AG FahrRad, AG Netzwerk Verständigung, AG Schulsozialarbeit, AG Jakobswegle und AG Betriebe & Schulen) sowie eine Initiative zur Müllvermeidung.
    • Seniorenbeirat (ist in die Stadtorganisation eingebunden)
    • Sprecherrat A21 + BE (setzt sich aus den Sprechern der Agendagruppen + Verwaltung zusammen)
    • Einhornenergie und EnBW/odr, die sich sowohl als praktische Unterstützer aber bei Bedarf auch als Geldgeber engagieren
    • Viele örtliche Vereine (z.B.: Naturfreunde, LBfV, NABU, Albverein, Migrationsvereine, Sportvereine, etc.), die Aktionen oft tatkräftig unterstützen.
    • Institutionen (z.B. AWO, FFW, DRK, THW, Kirchen etc.), die je nach Anlass als Teilnehmer und Unterstützer auftreten
    • Netzwerke: Gemeinde-, Städte- und Landesnetzwerk BE

    * Organisationsform Anlaufstelle BE:

    50%-Stelle bei der Stadtverwaltung Giengen als zentraler Ansprechpartner für bürgerschaftliche engagierte Gruppen.

    Die ursprüngliche Ansiedlung als Stabsstelle wurde in der vergangenen Legislaturperiode aufgelöst. Aktuell ist die Fachstelle im Amt für Kultur, Sport und Tourismus angesiedelt.

  • Kosten & Unterstützungs­möglichkeiten

    Städt. Haushalt: 6 - 10.000 €/Jahr; Die Mittelvergabe wird von der zentralen Anlaufstelle BE koordiniert. Sie ist zudem für die Unterstützung der ehrenamtlichen Gruppen und die Förderung des BE in Giengen generell zuständig. Dafür wird bei der Stadtverwaltung seit 2001 eine 50%-Stelle finanziert.

  • Fördermittel & Sponsoring

    Förderprogramme vom Land, Stiftungen, etc. werden, soweit von den Gruppen gewünscht, mit Hilfe der Anlaufstelle BE beantragt und anschließend verwaltet. Zudem wird ggf. die Akquirierung und Verwaltung von Spenden unterstützt.

Erfahrungen

  • Was lief gut? Was sind die Erfolgsfaktoren?
    • Kontinuierliche Förderung
    • Finanzielle Unterstützung
    • Zentraler Ansprechpartner
    • Aufbau einer gegenseitigen Vertrauensbasis (Verwaltung/ehrenamtlich engagierte Gruppen)
    • Kontinuierliche Unterstützung und Beteiligung des GR
    • Anerkennung und positive Rückmeldungen in die Arbeitsgruppen
    • Situationsangepasste Kombination aus Bottom-up und Top-down Aktivitäten
    • Von Verwaltungsseite Verinnerlichung der Maxime: „Ehrenamtliche MÜSSEN gar nichts“.
    • Spaßfaktor und/oder persönliche Betroffenheit als zentrale Voraussetzung für Engagement
    • Jede Gruppe braucht ein Zugpferd
    • Persönliche Ansprache zur Gewinnung neuer Ehrenamtlicher
    • Sprecherrat aus den Sprechern/Vertretern der aktiven A21- und BE-Gruppen
    • Öffentlichkeitsarbeit (Presse, Internet, persönliche, projektbezogene Ansprache, Veranstaltungen, Plakate, Flyer, Präsentationen, Anerkennungskultur)

     

    Weitere bekannte Erfolgsfaktoren, die gut zu haben sind:

    • Rückhalt der Verwaltungsspitze
    • Organisatorische Ansiedlung in übergeordnetem Bereich wie z.B. OB-Büro, Stabstelle etc.
    • niederschwellig
    • zugänglicher Treffpunkt (städt. Räumlichkeit)
    • Förderung von Engagement bereits bei Jugendlichen z.B. durch spezielle Beteiligungsmöglichkeiten
    • Öffentlichkeitsarbeit (soziale Medien, WhastApp-Gruppen, Aktionen von/mit Jugendlichen)
  • Was lief weniger gut? Was sind Hindernisse?
    • Haushaltssicherung / unsichere Finanzierung: Beides hätte in den für die Kommune schwierigen Jahren zu einem ernsten Problem insbesondere für die finanziell von der Stadt abhängigen Agendagruppen werden können. Aber sowohl haben die Gruppen großes Durchhaltevermögen bewiesen, wie auch hat die Kommune große Anstrengungen erbracht um eine finanzielle Unterstützung auch während der Jahre der Haushaltssicherung aufrecht zu erhalten.
    • Politische Schwerpunkte / häufige Wechsel: Durch OB/Bgm-Wahlen ändern sich im Extremfall alle acht Jahre die politischen Schwerpunkte, wodurch das Thema BE sehr unterschiedliche Förderung bzw. Wertschätzung erfahren kann.
    • Organisationsstruktur: Das ursprünglich bei der Hauptamtsleitung bzw. der Stabstelle OB angesiedelte „Agendabüro“ verlor intern deutlich an Akzeptanz und Unterstützung seitens anderer Ämter, seit das Thema in wechselnden Fachämtern angesiedelt ist.
    • Nachwuchssorgen in den Gruppen. Mindestens drei Gruppen, mussten deswegen ihre Arbeit einstellen. Gemeinsame, gezielte Öffentlichkeitsarbeit kann helfen.
    • Lenkungsgruppe - die aktiven Gruppen fühlten sich von den anderen, nicht direkt im BE aktiven Mitgliedern der Lenkungsgruppe gegängelt und kritisiert, was zu vielen größeren und kleineren Reibereien führte. Die Einstellung der Lenkungsgruppe und ihr Ersatz durch den Sprecherrat wirkte sich positiv aus.
  • Was am Projekt / Vorhaben ist "Next Practice"?

    Förderung und Unterstützung für bürgerschaftliches Engagement. Der projektorientierte Ansatz der lokalen Agenda 21 in Giengen bietet kontinuierlich das Potenzial, auch externe Akteure niederschwellig einzubinden.

  • Übertragbarkeit

    Im Grunde ist sowohl eine Anlaufstelle für BE als auch ein Agendaprozess bzw. die Erarbeitung einer Strategie zur Förderung von BE in jeder Kommune möglich. Eine möglichst nicht zu häufig wechselnde, zentrale Ansprechperson ist ein ganz wesentlicher Faktor bei der Förderung von BE. Damit kann sogar eine fehlende, finanzielle Unterstützung über den kommunalen Haushalt überbrückt werden, wenn dafür das Einwerben von Spenden und die Vermittlung von Förderprogrammen aktiv betrieben werden (zeitaufwendig! = verursacht in dieser Hinsicht ebenfalls Kosten). Ein zentraler Treffpunkt d.h. Räumlichkeiten, in denen Ehrenamtliche immer wieder zusammen kommen können und die an das Büro der zentralen Ansprechperson angeschlossen sind, können den Unterschied machen.

    Die interne Organisationsform ist tatsächlich ausschlaggebend. Mehr geht immer - auch eine kontinuierlich vorhandene 50%-Stelle kann bei weitem nicht alles abdecken was möglich wäre, um das BE in einer 20.000 Einwohner Kommune optimal zu fördern. Wichtiger als mehr Zeit auf gleicher Einstellungsebene wäre z.B. eine zweite Person, die zuarbeiten kann

Kontakt

Stadtverwaltung Giengen a.d. Brenz

Andrea Schindler
Marktstraße 11
89537 Giengen


Telefon: 07322-952-2490 E-Mail: andrea.schindler@giengen.deWebsite: https://www.giengen.de/de/Stadt-Buerger/Unsere-Stadt/Buergerschaftliches-Engagement

Weiterführende Informationen

  • Die Publikation „Lokale Qualitäten, Kriterien und Erfolgsfaktoren nachhaltiger Entwicklung kleiner Städte – Cittaslow“ soll Aufmerksamkeit für die Stadtpolitik in kleinen und mittleren Städten schaffen, zum Nachdenken anregen und Gestaltungsmöglichkeiten für eine nachhaltige und kooperative Stadtentwicklung aufzeigen.

    www.cittaslow.de
    Das Logo der Cittaslow zeigt eine orangene Schnecke mit einer Stadt-Silhouette auf dem Rücken. Unten steht der Slogan "Internationale Vereinigung der lebenswerten Städte".
  • Im Rahmen der Transition Town Bewegung („Stadt im Wandel“) gestalten seit 2007 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile gemeinschaftlich organisierte Gesellschaft und relokalisierte Wirtschaft. Die Homepage bietet u.a. eine Karte mit Initiativen im deutschsprachigen Raum.

    transitionnetwork.org
  • Das Handbuch Lokale Agenda 21 vom Umweltbundesamt (UBA) aus dem Jahr 1998 beinhaltet Wissen und Erfahrungen zum Thema „Lokale Agenda 21“. Durch praxisnahe Erhebungen wird anschaulich vermittelt, was eine Lokale Agenda für eine Kommune bedeutet und welches die anzustrebenden Ziele sind.

    www.umweltbundesamt.de
  • Der Abschlussbericht „Rio+20 vor Ort – Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven lokaler Nachhaltigkeitsprozesse in Deutschland“ wurde im Vorfeld der Rio+20-Konferenz von langjährigen Nachhaltigkeitsakteuren angeregt und bietet wichtige Einblicke, Erfahrungen und Lehren aus den Agendaprozessen.

    www.izt.de
  • Die 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung, die am 25. September 2015 beim UNO Nachhaltigkeitsgipfel der Staats- und Regierungschefs verabschiedet worden ist, stellt mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) einen Meilenstein der internationalen Zusammenarbeit dar.

    sustainabledevelopment.un.org